Recruiting der Zukunft
Was sagt die Glaskugel?
Das Gespann Henrik Zaborowski und Winfried Felser ruft zur Blogparade #NextRecruiting17. Und ich dachte mir, das ist eine gute Gelegenheit, meine Glaskugel mal wieder auszupacken und abzustauben.
Heute früh habe ich den Blick hinein in die Glaskugel gewagt. Das hat sie mir gezeigt:
Glasklar: es gibt zwei Richtungen
Ich sehe ganz deutlich zwei Wege, die Unternehmen im Recruiting nehmen können. Beide sind machbar. Beide führen wahrscheinlich zum gewünschten Ziel. Nur: die Reiseerlebnisse und das, woran sich alle Beteiligten erinnern werden, sind sehr, sehr unterschiedlich. Genauso wie die Destinationen, an denen die Beteiligten am Ende ankommen.
Beginnen wir mit dem ersten Weg:
Der Prozess – dein Herr und Gebieter
Unternehmen, die sich für diesen Weg entscheiden, stellen den Prozess des Recruiting in den Mittelpunkt – und halten an den bekannten Abläufen fest. Das heißt: Die Initiative geht weiterhin vom Unternehmen aus. Hier wird entschieden, welche Stellen zu besetzen sind. Man definiert und formuliert die Anforderungen und ruft Menschen dazu auf, sich zu bewerben. Zusätzlich sucht man aktiv nach geeigneten Kandidaten und leitet sie dem System zu. Durch verschiedene Maßnahmen werden Bewerbungen gefiltert, Menschen eingeschätzt, auf die Probe gestellt und schließlich ausgewählt.
Um das Risiko zu minimieren, jemand „Falsches“ einzustellen, denken sich Unternehmen immer neuartigere Methoden aus. Unterstützt werden sie dabei von Entwicklern, die versprechen, dass Computer valide Entscheidungen treffen und ultimativ die besseren Menschenkenner sind. Algorithmen werden immer ausgeklügelter, jede Nuance des Menschseins wird berücksichtigt, es gibt kaum noch einen Lebensbereich, der nicht durchleuchtet wird. Die Daten, die dazu genutzt werden, liefert das Internet. Großzügig und kostengünstig kann man sich dort bedienen.
Selbstredend wird der Prozess so gestaltet, dass die Candidate Experience ihresgleichen sucht. Jeder Klick und jede Interaktion (mit der Software) werden mehrfach unter wissenschaftlichen Bedingungen getestet, bevor sie live gehen. Eine menschliche Begegnung findet erst dann statt, wenn der Algorithmus all die strengen Kriterien mit „Daumen hoch“ bewertet hat. Ob die Person menschlich zu den anderen Mitarbeitern passt, spielt keine Rolle mehr. Denn: mit der Leistung und den geforderten Ergebnissen hat das eh nichts zu tun.
Das Ziel der Reise:
Es wird nur jemand eingestellt, der alle festgelegten Bedingungen erfüllt – zum günstigsten Preis und mit einer Rückgabegarantie. So lassen sich Produktivität und Return-On-Investment eindeutig berechnen, Ziele werden zuverlässig erreicht, Kunden, Investoren und Aktionäre sind zufrieden und das Management hat auch viel davon. Und falls sich niemand findet für eine Stelle, macht halt ein Computer den Job. Dieser ist eh zuverlässiger und kostengünstiger, wie wir herausgefunden haben.
Der Blick auf den zweiten Weg:
Wir sind für die Menschen da
Die Unternehmen, die sich für den zweiten Weg entscheiden, stellen die Menschen in den Mittelpunkt. Anstatt als „Arbeitgeber“ ihren Mitarbeitern vorzuschreiben, was sie wie tun müssen und wie sie zu sein haben, wechseln sie die Perspektive. Sie wissen, dass Menschen, die intrinsisch motiviert sind, zu Höchstleistungen auflaufen. Ihre Mitarbeiter kommen deshalb immer an erster Stelle, und liefern als Folge ihren Kunden Erlebnisse, von denen diese jahrzehntelang schwärmen.
Weil sie auf ihre Mitarbeiter hören, sie immer besser kennen und wissen, wer welche Begabungen und Talente hat, können sie jedem Einzelnen eine Umgebung bieten, die dieser als Lieblingsplatz bezeichnet, an dem er/sie gerne Zeit verbringt und sich einbringt.
Unternehmen, die so agieren, sind Magneten für Menschen, die etwas bewegen wollen. Sie lernen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten kennen – nicht über eine Bewerbung sondern über Begegnungen bei vielen Gelegenheiten. Sie fragen dich nicht, ob du dies oder jenes kannst. Stattdessen fragen sie: Was willst du tun, was willst du beisteuern und wofür schlägt dein Herz? Und dann finden sie für jeden Menschen eine passende Rolle. Auf Stellenanzeigen, aufwändige Systeme, Marketingmaßnahmen und ein umfassendes Controlling können solche Unternehmen ohne Gewissensbisse verzichten.
Das Ziel der Reise:
Mit Menschen zu arbeiten, die Arbeiten nicht als puren Broterwerb oder als Karriere-Rennbahn sehen. Sondern als die ideale Gelegenheit, ihre Stärken und Talente so einzusetzen, dass sie selbst und andere sehr viel davon haben. Mit diesen Menschen werden sich Unternehmen jeden Tag weiterentwickeln, neue Ideen realisieren, ungeahnte Innovationen hervorbringen, dabei qualitativ wachsen und natürlich auch finanziell erfolgreich sein. Und zwar nachhaltig und ohne Schaden an Mensch und Natur anzurichten.
Welcher Weg ist der richtige?
Beide Varianten, die mir meine Glaskugel gezeigt hat, können attraktiv sein, je nachdem, welchen Blickwinkel man wählt, um in die Zukunft zu schauen. Wie viele Unternehmen sich für welche Richtung entscheiden, ist maßgeblich dafür, wie sich unsere Arbeitswelt weiter entwickeln wird. Und wie jede/r Einzelne von uns in Zukunft leben und arbeiten wird.
Und welche Richtung schlägst du ein?
– will deine Kommplizin Gaby Feile gerne wissen und packt die Glaskugel wieder ein.
